Darmstädter Mathildenhöhe ist jetzt offiziell Welterbe
Große Freude in Darmstadt: Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe ist von der Unesco zum Welterbe ernannt worden.
Hessen darf sich mit einer neuen Welterbestätte schmücken. Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt wurde am Samstag von der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) mit diesem Titel ausgezeichnet.
Das zuständige Komitee der Unesco traf die Entscheidung auf seiner 44. Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou. Mit dem begehrten Titel werden nur Kultur- und Naturstätten von herausragendem universellen Wert ausgezeichnet.
„Wir freuen uns riesig mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt und sind froh, dass das Land Hessen durch die inhaltlichen Impulse und die konzeptionellen Ideen des Landesamts für Denkmalpflege maßgeblich zum Erfolg der Nominierung beitragen konnte“, sagte Wissenschaftsministerin Angela Dorn.
„Darmstadt, seine Bürgerinnen und Bürger können stolz sein“, ergänzte Oberbürgermeister Jochen Partsch (beide Grüne) in einer gemeinsamen Mitteilung. „Dafür haben wir in den vergangenen Jahren hart gearbeitet.“ Die Stadt hatte die Bewerbung rund zehn Jahre lang vorangetrieben.
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, sagte: „Die Mathildenhöhe ist ein weltweit herausragendes Beispiel visionärer Gestaltungskunst.“ 14 Jahre lang, von 1901 bis 1914, sei die Mathildenhöhe eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst und Architektur in Europa und der Welt gewesen. Vier internationale Ausstellungen trugen in dieser Zeit dazu bei, Architektur und Design in ein neues Zeitalter zu führen.
Die Mathildenhöhe in Darmstadt aus der Wende zum 20. Jahrhundert besteht aus dem Hochzeitsturm, einer russischen Kapelle, Gebäuden, Parkanlage mit „zauberhaftem Klo“ und Skulpturen. Die Künstlerkolonie gilt als Schnittpunkt zur Moderne der Architektur – nicht einfach ein Jugendstil-Ensemble, sondern ein Schritt zum Bauhaus. Peter Behrens als einer der ersten Künstler war später Lehrer des Bauhausbegründers Walter Gropius.
Die Stadt legt Wert darauf, dass die Mathildenhöhe für mehr stehe als für die Epoche des Jugendstils. Vielmehr sei die Künstlerkolonie ein Aufbruchsort für Kultur, Architektur und Lebensstile, betont Partsch. Vor rund 120 Jahren hätten der Architekt Joseph Maria Olbrich und seine Gefährten den Grundstein für etwas Neues und Mutiges gelegt. Der junge Großherzog Ernst Ludwig von Hessen hatte die Darmstädter Künstlerkolonie 1899 ins Leben gerufen, sein Ziel: „Mein Hessenland blühe und in ihm die Kunst.“ Die Förderung von Kunst sollte zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region beitragen.
Sieben Künstler – Peter Behrens, Rudolf Bosselt, Paul Bürck, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Patriz Huber und Joseph Maria Olbrich – folgten seinem Ruf auf die Mathildenhöhe. Dort bekamen sie die Möglichkeit, eigene Häuser zu bauen. Sie vereinten Architektur, Kunst und Design zum Gesamtkunstwerk – bis hin zu Möbeln, Vasen und Besteck war alles im Jugendstil gestaltet. Die Künstler präsentierten ihre Arbeiten bis zum Ende der Kolonie 1914 in insgesamt vier Ausstellungen.
Der unverwechselbare Hochzeitsturm mit seinen fünf Fingern, die reich verzierte Russische Kapelle, die imposanten Wohnhäuser und Ateliers der Künstlerkolonie mit ihren lieblichen Jugendstil-Elementen: Auf den Hügeln der Darmstädter Mathildenhöhe liegt Kunst in der Luft.
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