Gedenkfeier an die Opfer des Flugzeugabsturzes von Ostende am 16. November 1937
Für den 16. November 2017 hatte das Hessische Staatsarchiv Darmstadt zusammen mit der Hessischen Hausstiftung ihre Gäste zu einer Gedenkfeier an die Opfer des Flugzeugabsturzes, der vor 80 Jahren viele Mitglieder der Großherzoglichen Familie in den Tod riß, eingeladen.
Kurz zuvor starb am 9. Oktober 1937 im Schloss Wolfsgarten der Großherzog Ernst Ludwig (der Bruder von Zarin Alexandra und Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna). Gut einen Monat später, am 16. November 1937 kam bei einem Flugzeugabsturz in Steene bei Ostende fast die gesamte Familie des Erbgroßherzogs Georg Donatus von Hessen und bei Rhein ums Leben. Sie waren gerade auf dem Weg zur Hochzeit von Prinz Ludwig dem jüngerem Bruder von Georg Donatus, die in London stattfinden sollte, als ihr Flugzeug bei einer Zwischenlandung in Ostende im Nebel mit einem Fabrikschornstein kollidierte und abstürzte. Neben dem Erbgroßherzog Georg Donatus starben seine Frau Cecilia, ihre beiden Söhne Ludwig und Alexander, die Mutter von Georg Donatus, die Großherzogin Eleonore, sowie sechs weitere Personen. Am darauffolgenden Tag der Tragödie wurde die Nottrauung von Prinz Ludwig und Prinzessin Margaret am 17. November 1937 vollzogen, und gleich darauf am 19. November fand die Beerdigung fast der gesamten Großherzoglichen Familie im Park Rosenhöhe statt. Sie wurden, nahe dem Grab von Ernst Ludwigs Tochter Prinzessin Elizabeth alle nebeneinander, direkt neben dem kurz zuvor verstorbenen Großherzog Ernst Ludwig in einem großen Gemeinschaftsgrab beerdigt. Neben dem Großherzog liegen seine Gemahlin die Großherzogin Eleonore, ihr Sohn der Erbgroßherzog Georg Donatus, dessen Gemahlin Cecilia und ihre beiden Söhne Alexander und Ludwig. Die jüngste Tochter von Erbgroßherzog Georg Donatus, Prinzessin Johanna, die zu dieser Zeit erst ein Jahr alt war, blieb zu Hause in Darmstadt, so dass sie von diesem Unglück verschont wurde. Nach dem Tod ihrer Eltern wurde sie von ihrem Onkel Prinz Ludwig und seiner Frau Prinzessin Margaret adoptiert. Doch im Alter von anderthalb Jahren starb sie am 14. Juni 1939 an Meningitis und wurde in einiger Entfernung von ihrer Familie im Park begraben. Ursprünglich sollte sie auf Wunsch von Prinz Ludwig und Prinzessin Margaret ebenfalls in diesem großen Familiengrab beigesetzt werden, aber dies wurde ihnen von der Nationalsozialistischen Stadtverwaltung in einem unhöflichen Akt verboten. Die Familie von Prinz Ludwig und seiner Frau blieb kinderlos. In der Fortsetzung des Hessischen Hauses adoptierte die Familie Prinz Moritz von Hessen-Kassel. Als im Jahr 2013 Prinz Moritz starb, wurde sein Sohn Donatus als sein Nachfolger zum Landgraf von Hessen. Er nahm persönlich mit seiner Frau an diesem Tag der Erinnerung teil.
Die Feier wurde auch von einem direkten Verwandten besucht, dem Prinz Rainer von Hessen, einem Neffen der Familie des Erbgroßherzogs Georg Donatus und seiner Frau Cecilia, der zwei Jahre nach der Katastrophe geboren wurde. Er ist auch der Neffe von Prinz Philipp, dem Ehemann der englischen Königin Elizabeth II. Seine Großmutter und sein Großvater, Prinz Andreas von Griechenland und Alice von Battenberg (Tochter von Victoria von Hessen, Nichte von Alexandra und Jelisaweta Fjodorowna, Urenkelin von Queen Viktoria), heirateten 1903 in der Kirche der Hl. Maria Magdalena in Darmstadt.
Die Teilnahme der Nachkommen aus dem weitläufigen hessischen Adel, Landgraf Donatus von Hessen und Prinz Rainer von Hessen, verliehen dieser Gedenkfeier eine besondere Atmosphäre indem sie eine persönliche Nähe zu diesem Ereignissen herstellten. Trotz des feuchten Novemberwetters war dieser wahrhaftige Gedenktag in seiner großen Bedeutung getragen von einem sehr persönlichen warmherzigen Geist.
Alle Gäste wurden bei der Begräbnisstätte der Großherzoglichen Familie im Park Rosenhöhe von Herrn Dr. Rainer Maaß begrüßt. Hier fand im Anschluß kleine Andacht statt. Um 10.30 Uhr hielt Pfarrer Diehl eine Rede und gemeinsam beteten sie für die Seelen dieser Menschen, die unter so tragischen Umständen starben.
Foto: Begräbnisstätte der Großherzoglichen Familie im Park Rosenhöhe
Um 10.45 Uhr teilten die beiden sachkundigen Führer Frau Renate Hoffmann und Herr Nikolaus Heiss die Teilnehmer in zwei Gruppen auf und öffneten für diesem Tag die Türen von dem alten und dem neuen Mausoleum hier im Park Rosenhöhe.
Foto: Altes Mausoleum, Park Rosenhöhe
Foto: Altes Mausoleum, Sarkophag von Elisabeth
Foto: Eingang zum Neuen Mausoleum, Park Rosenhöhe
Foto: Neues Mausoleum, Innenansicht
Um 12 Uhr versammelten sich die Gäste zu einem Imbiss im Foyer des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt. Die gemeinsame Pause, diente neben der Stärkung auch der persönlichen Konversation der geladenen Gäste und dauerte etwa eine Stunde. Gegen 13.00 Uhr wurden dann alle in den Saal zu den entsprechenden Vorträgen gebeten.
Foto: Foyer des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt
Foto: Foyer des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt
Foto von links nach rechts: Alena Sudobina, Dr. Maaß, Denis Sudobin, Foyer des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt
Der erste Redner war der Leiter des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt Herr Dr. Johannes Kistenich-Zerfas, der alle Anwesenden begrüßte und dabei die prominenten Gäste namentlich vorstellte. Anschließend erläuterte er das Program und die verschiedenen Berichte.
Ihm folgte ebenfalls mit einer Begrüßungsrede seine Hoheit der Landgraf Donatus. Er betonte in seiner Rede die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen zu Bewahrung des kulturellen Erbes.
Foto: Landgraf Donatus, Saal im Archiv
Der Bericht von Dr. Maaß, dem Leiter des Großherzoglich Hessischen Haus- und Familienarchivs, hatte den Titel „Das Unglück von Ostende: Der Flugzeugabsturz der großherzoglichen Familie von Hessen am 16. November 1937“.
Foto: Doktor Maaß, Saal im Archiv
Der Leiter des Stadtarchivs in Darmstadt, Herr Dr. Engels, ergriff als nächster das Wort zum Thema „Die Stadt Darmstadt in Trauer – Oktober / November 1937“ diese Tragödie war eine Botschaft an die Stadt Darmstadt ein Hinweis auf die Ereignisse, welche diese Stadt noch heimsuchen sollten.
Das Programm erhielt eine passende musikalische Einlage durch das Salamon Duo: Katharina Olivia Brand, Klavier und Annette Wieland, Gesang.
Der Vortragsteil im Eckhart G. Franz-Saal endete mit einer sehr gefühlvollen Rede von Rainer Prinz von Hessen zum Thema „Worte des persönlichen Gedenkens für die Familie“. Er erzählte über traurige Momente im Leben der Hessischen Familie. Am Ende zitierte Rainer Prinz von Hessen die Prinzessin Margaret: „Es ist nicht so wichtig im Leben, wie viel du bekommen hast. Viel wichtiger ist, wie viel du gegeben hast. “ Das Publikum antwortete darauf mit einem langen herzlichen Applaus.
Foto: Rainer Prinz von Hessen, Saal im Archiv
Foto von links nach rechts: Denis Sudobin, Alena Sudobina, Rainer Prinz von Hessen
Der Gedenkfeier endete wie geplant genau um 15 Uhr.
Textredaktion: Martin Schaar